Restaurierung der Mühle Bohle
Mit der Unterschutzstellung 1991 hatte es sich der Heimat-verein Wersen zur Aufgabe gemacht, das Baudenkmal im Dütetal wiederherzurichten und das Mahlwerk in Gang zu bringen. Alle handwerklichen Arbeiten vom Aufräum-dienst bis zu Dachdecker-, Maurer- und Elektro Arbeiten wurden von den Vereinsmitgliedern ehrenamtlich erledigt. Das Dach der Ölmühle wurde saniert, der Torbogen bekam sein historisches Aussehen zurück. Im Hauptgebäude wurde die komplette Fassade mit Sandstrahl gereinigt, die Klinker neu verfugt, ein maroder Dachstuhl renoviert, das Dach neu gedeckt und mit Dachrinnen versehen. Holzfenster wurden erneuert und die alten Gussfenster entrostet. Rund 1.500 Stunden wurden investiert! Die Restaurierung wurde in den nachfolgenden Phasen durchgeführt.
Restaurierungen bis 2010
1992 – 1995 | Restaurierung der Gebäude der “Alten Sägemühle” und der Getreidemühle |
2002 – 2004 | Restaurierung des Gebäudes und der technischen Einrichtungen der Sägemühle. |
2005 – 2006 | Teilsanierung der Transmissionen und der Elektroanlage in der Mühle einschließlich des Antriebes über Elektromotoren. Einbau einer Toilettenanlage. |
2007 – 2008 | Sanierung der Wehrabdeckung, Restaurierung des Sackaufzuges in der Mühle |
2009 – 2010 | Trockenlegung des Außenmauerwerkes, Sanierung des Fußbodens und der Wände im Erdgeschoss, Restaurierung der regenerativen Stromerzeugung. |
Gefördert wurden die Maßnahmen durch den Kreis Steinfurt, dem Amt für Agrarordnung, der Bez. Reg. Münster und der Denkmalpflege. Mit Mitteln des Ortsmarketings der Gemeinde Lotte konnten in 2010 durch Unterstützung des Heimatvereins, durch das GAB Jobcenter, der Real-schule Westerkappeln als auch der Eigentümer Maßnahmen zur Trockenlegung der Wände, der Ausbesserung des Fußbodens als auch der Wiederherstellung der historischen Stromerzeugung durchgeführt werden. Dringende Sicherungsmaßnahmen am Strompfeiler als Überrest eines ehemaligen Radhauses konnten in 2011 Jahr abgeschlossen werden.
In 2008 wurde die Notwendigkeit erkannt, die Brücke zu sanieren und den historischen Wasserantrieb wiederherzustellen. Seitens des Heimatvereins wurden Förderanträge beim Kreis Steinfurt und der Bezirksregierung Münster gestellt. In beiden Fällen wurde der Förderantrag zwar befürwortet, aber jeweils nur eine Teilförderung bewilligt. Die ausstehenden Restbeträge gingen jedoch weit über die Leistungsfähigkeiten des Vereins bzw. der Eigentümerfamilie hinaus. Konsequenterweise wurden die bewilligten Fördermittel bei der Bezirksregierung nicht abgefordert. In einem Gespräch in 2010 mit dem Westf. Amt für Denkmalspflege wurde von diesem das Interesse an der weiteren Restaurierung der Mühle Bohle dargelegt und Möglichkeiten von Co-Finanzierungen unter einem gemeinnützigen Nutzungs-ziel aufgezeigt. Im Jahr 2011 wurde der restliche Restaurierungsbedarfe der Mühle Bohle erfasst. Grundlage hierfür wurde als hervortretendes Nutzungsziel, die Einrichtung eines außerschulischen Lernortes sowie der Durchführung des traditionellen Mühlentages, der Kultur- und Konzertveranstaltungen in der Mühle als auch die Führungen von Besichtigungsgruppen gesehen. Zur vollständigen Umsetzung dieser Nutzungszwecke wurde eine Mängelanalyse durchgeführt und ein Bedarfsprogramm erstellt.
Bedarfsermittlung
Die Dreibogen-Sandsteinbrücke ist in Westfalen selten. Sie diente früher wie auch heute noch als Zugang zur Mühle, aber auch zur Aufnahme des Wehrs. Auf einem Sandsteinblock sind außer den Namen Rawie und Winkelmann die Jahreszahl 1842 eingraviert. Ein Jahr, indem die Brücke wahrscheinlich repariert worden ist. Der Bau (vermutlich aus Holz) dürfte deutlich früher gewesen sein, denn man wollte die Kornmühle mit der Walke- und Ölmühle verbinden.
Die Brücke basiert auf zwei Strompfeilern mit rechteckigen Eisbrechern aus Werksandsteinen, die in drei radiale Brückenbögen übergehen. Die Gewölbe und Zwickel sind aus Kalkbruchstein errichtet. Die Brüstungsmauer ist mit Sandsteinplatten abgedeckt, die mit verbleiten Eisenklammern miteinander verbunden sind. Im Gewölbe war die Hohlraumverfüllung sowie die Verfugung erheblich beschädigt, einige Bogensteine durch Eisgang (der letzte war 2010) zerbrochen.
Die Dreibogenbrücke weist bei der Bedarfsermittlung in 2011 erhebliche Mängel auf. Im Gewölbe ist die Hohlraumverfüllung sowie die Verfugung erheblich geschädigt. In der Folge davon sind bereits einige Quadersteine im Eisgang ausgebrochen. Durch den Eisgang insbesondere der letzten Jahre sind auch einige Bogensteine beschädigt. Dieses könnte Auswirkungen auf die Standsicherheit des Gebäudes haben. Zur Vermeidung des Eindringens von Oberflächenwasser in den Baukörper wird die Anlage einer Regenrinne sinnvoll. Weiter ist erkennbar, dass die Brüstungsmauer eine erhebliche Neigung aufweist, der Inschriftenstein zeigt dies deutlich. Durch das letztjährige Hochwasser und dem folgendem starken Winter war eine deutliche Zunahme der Schäden erkennbar, so dass sich für die Restaurierung nunmehr eine besondere Dringlichkeit ergab, um Standsicherheitsmängel zu vermeiden.
Die Kraftkopplung vom Wasserrad der „Alten Mühle“ über die Transmissionswelle zur Sägemühle erfolgt über einen Antriebsstrang über die Düte. Hierüber sollten alle Transmissionen in der Korn- und Sägemühle angetrieben werden können. Es waren sowohl die Lager, die tragenden T- Träger als auch die Welle selbst erheblich sanierungsbedürftig.
Wasserrad
Bedauerlicherweise wurde bei der Stilllegung des Mühlenbetriebes der Stau entfernt. Der provisorisch installierte Elektroantrieb erfüllte zwar die Funktion, die mühlentechnischen Einrichtungen im Betrieb zu zeigen, jedoch konnte die regenerative Krafterzeugung nicht demonstriert werden. Die Umstellung auf einen unterstützenden Wasserantrieb mit dem vorhandenen, jedoch zu restaurierenden Wasserrad, über einen Kulturstau könnte hier die Realität erheblich verstärken.
Das unterschlächtige Wasserrad der Kornmühle war bereits aufgegeben und das Radhaus zurück gebaut worden. Das andere Wasserrad war marode und wurde 2013 durch die Fa. Groot Wesseldijk aus Lochem (NL) rekonstruiert. Die Schaufeln waren vollständig zerstört, die Schaufeleisen im unteren Bereich sowie die Radfelgen stark beschädigt. Das Rad hat einen Durchmesser von 5 m und eine Breite von 1,40 m. Der unterschlächtige Antrieb erfolgt über einen Fallbaum. Je höher dieser war, desto mehr Kraft konnte das Wasser erzeugen. Das Wasser fiel von unten in das Wasserrad ein und so wurde es über Schaufeln angetrieben, das sogenannte Zuppinger Rad. Es hat speziell gebogene Schaufeln, um einen besseren Wirkungsgrad zu erzielen. Mit den Drehzahlen dieses Rad-Typs konnten auch langsam gehende Maschinen angetrieben werden. Das Einsatzgebiet liegt bei Gefällen von 0,25 – 2 m und Wassermengen von 50 l /Sec, mit einem Wirkungsgrad von 70%. Unterschlächtige Wasserräder werden bei Umfangsgeschwindigkeiten von 1,6 – 2,2 m/s betrieben.
Die meisten Münsterländer Mühlen waren unterschlächtig, da solche Räder auch bei geringem Gefälle schon Leistung abgeben, weil sie das natürliche Bett des Fließgewässers (z.B. bei der Düte) nutzen konnten. Durch ein aufziehbares Schütz geregelt, fließt das am Wehr gestaute Treibwasser unter dem Schieber her in das Arbeitsgerinne. Dort schlägt es mit seiner Strömungsgeschwindigkeit auf die nach unten hängenden Schaufeln und versetzt das Rad in eine Drehbewegung, gibt also einen Teil seiner kinetischen Energie ab. Beim Wasserrad selbst waren die Schaufeln vollständig zerstört, die Schaufeleisen zum großen Teil korrodiert, die Radfelgen im unteren Bereich großflächig morsch. Die Radachse stand nicht gerade.
Stauanlage
Abb. 21: :Demontierte Griesständer. / Foto: WS
Die Stauanlage war im Bedienungsbereich noch erhalten. Ein Anstrich nicht mehr vorhanden. Im Wasserbereich wurden die Schüttführungen demontiert. Das Holz in den Schütten war erneuerungsbedürftig, im festen Staubereich nicht mehr vorhanden.
Somit erforderlich: Erneuerung der Gries-Ständer und Stauschütten, Ergänzung zweier Drehspindeln, Rückbau des Fallbaums auf die Maße von 1927. Erneuerung der fehlenden Transmissionsverbindungen zum Transmissionssystem (neue Flach-Riemen und neue Riemen-Scheiben)
In der Folge der Demontage der Stauanlage lag der Wasserstand der Düte zwischen dem ehemaligen Mühlenstau und der Ortslage Wersen so niedrig, dass in strömungsabgewandten Kurvenbereichen die Erosion unterstützt wurde und an den Uferböschungen zunehmend Schäden auftreten.
Mühlentechnik
Die mühlentechnischen Einrichtungen wurden vor 2011 nur oberflächlich restauriert. Vordringliche Ziele waren die Instandsetzung der Antriebe der Mahlgänge. Die sonstigen Verarbeitungsmaschinen, die Antriebssysteme sowie die Elevatortransportsysteme wurden bislang nicht in die Restaurierungsprojekte einbezogen.
Ziel sollte es sein, sämtliche Maschinen in der Mühle über das Elevator Transportsystem anzutreiben. Die Maschinen selbst sollen ihren ursprünglichen Betrieb ermöglichen, jedoch nicht für die Lebensmittelherstellung genutzt werden. Bei den meisten Geräten fehlten die Transmissionsverbindungen zum Transmissionssystem. Hier müssen sowohl die Riemen erneuert als auch neue Scheiben gesetzt werden. Grundlegend ist das Transmissionssystem der Sägemühle und der Kornmühle mit dem von der alten Mühle kommenden Kraftkopplungsstrang zu verbinden. Die Geräte selbst sowie die Elevatoren sind verschmutzt, textile Verbindungen nicht mehr vorhanden und schwergängig.
Mühlengebäude
Die Präsentation der Mühle und die Durchführung des Veranstaltungskonzeptes müssen derzeit mit erheblichen baulichen Mängeln leben. Die Treppen im Mühlengebäude sind historisch, jedoch für Besucher mit einer gefährlichen Steilheit gebaut, so dass vielen Mitbürgern die Benutzung nicht zugemutet werden kann. Für ältere Mitbürger sind die oberen Etagen der Mühle so nicht zu erreichen.
Viele Veranstaltungen sind auf junge Mitbürger*innen ausgerichtet. Hierfür war es geplant, einen gesonderten Demonstrations- und Vorführraum im Obergeschoss der Sägemühle zu errichten. Da der Aufwand wegen einer sich aus dieser Nutzungsänderung ergebenden bauaufsichtlich erforderlichen zusätzlichen Treppenanlage zu groß erschien, wurde die Einrichtung einer kleinen Konferenzgruppe im ersten OG der Mühle favorisiert. Hiermit ist dann auch eine bessere Einbeziehung der Denkmalsumgebung in die Veranstaltungen gegeben.
Als Zielsetzung sollte der problemlose Zugang sowohl zur Konferenzecke als auch zur Besichtigung der mühlentechnischen Einrichtungen über eine neue Treppenlage erfolgen. Damit Veranstaltungen nicht nur in den Sommermonaten durchgeführt werden können, wurde eine fallweise Beheizung der Konferenzecke, für erforderlich gesehen. Zusätzlich muss die Aufbewahrung von Unterlagen, Papieren, Geräten ganzjährig möglich sein. Hierzu bedarf es eines einfachen klimageschüzten Abstellraumes der im Raum über der Sägemühle hergestellt werden könnte.
Kalkulation
Entsprechend des dargestellten Bedarfs wurden die Aufwände abgeschätzt, teilweise bereits durch Angebote belegt. In Bezug auf die Vorförderungen und grundsätzlichen Fördermöglichkeiten wurden die Maßnahmen zu den Paketen: „Dreibogenbrücke“, „Wasserrad, Transmission und Wehr“, der „Mühlentechnik“ und „Gebäude“ zugeordnet.
Umsetzungskonzept
Am 14.10.2011 fand in der Mühle ein Abstimmungsgespräch mit der Gemeinde Lotte, der Bez.Reg. Münster und dem LWL Amt für Denkmalpflege statt. Restaurierungsbedarf, Kostenvolumen sowie eine auf den Fördergrundsätzen denkbare Beteiligung der Fördergeber am Gesamtprojekt wurde dargestellt. Bereits am 19.10.2011 wurde von der Gemeinde Lotte als „Untere Denkmalbehörde „die „Denkmalrechtliche Erlaubnis“ für die in der Präsentation dargestellten Maßnahmen erteilt.
I. Restaurierung der Dreibogenbrücke:
Teilweise Erneuerung von Quadersteinen im Eisgang, teilweise Erneuerung von Bogensteinen in den Brückenbögen, Ausrichtung/Sanierung des Brüstungsmauerwerks, Hohlraumverfüllung des Mauerwerks im Gewölbe, oberseitige Wasserrinne zur Verhinderung des Eindringens von Oberflächenwasser.
2. Restaurierung der Ölmühle, Wasserrad, Stauwehr und Transmission:
Erneuerung, Restaurierung des Wasserrads einschließlich Welle und Lagerung, Umbau des Radhauses und Herstellung eines Kulturstaus entsprechend der Genehmigung des Kreises Steinfurt vom 19.07.1982, Restaurierung der Transmissionswelle durch Erneuerung des Tragestegs über die Düte, Erneuerung/Restaurierung der Welle und der Lager der Transmissionswelle, Freilegen des Nebenwehrs einschließlich Angleichung der Uferböschungen, Herstellung der vorgesehenen Fallbaumhöhe im Staubereich.
3. Sanierung der mühlentechnischen Einrichtungen:
Reinigung der technischen Einrichtungen (Siebe, Filter, Sichter, Reiniger, Elevatoren) der Mühle, Wiederherstel-lung des Anschlusses der Einrichtungen an das Transmissi-onssystem der Mühle über entsprechende Flachriemen und ggf. neu restaurierter Riemenscheiben, Verbindung des Mühlentransmissionssystems mit dem Antriebssystem des Wasserrades.
4. Herstellung eines Demonstrations- und Vorführraumes in der Getreidemühle
Erneuerung der Treppenanlage zum ersten sowie zum zweiten Obergeschoss durch den Einbau zweier Podest Treppen, Vergrößerung der vorhandenen Treppen- und Deckenausschnitte. Einbau eines Beheizungssystems, Her-stellung eines klimatisierten Abstellraumes bis zu max. 6 m2 Größe im Bereich oberhalb der Sägemühle.
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Förderanträge
Entsprechend der Vereinbarungen des Gespräches vom 14.11.2011 wurden folgende Förderanträge gestellt:
25.000 € | Gesellschaft zur Förderung gemeinnütziger Zwecke im Kreis Steinfurt |
31.800 € | Bezirksregierung Münster Bereich Denkmalschutz |
61.390€ | Bezirksregierung Münster, Bereich ländliche Entwicklung / Leader (EU) |
24.890€ | Nordrhein-Westfalen Stiftung |
12.000€ | Gemeinde Lotte (Verpfl. aus Staurechtsübernahmevertrag von 1982) |
In Bezug auf die Überarbeitung des Wehrs war die Gemeinde Lotte auf Grund des Staurechtablösungsvertrages von 1982 verpflichtet, die hierauf entfallenden Kosten von 12.000€ direkt zu übernehmen.
Voraussetzung der öffentlichen Förderung war eine Kostenübernahme durch Eigentümer / Verein von 10% der Gesamtkosten von 16.689€. Mit den hiermit vorgelegten Förderanträgen von 171.715€ war der Finanzmittelbedarf für das Restaurierungsvorhaben vollständig abgedeckt. Die Kostenvolumina waren in den Hauptleistungen durch Auftragnehmerangebote abgedeckt.
Gründung Mühle Bohle e.V.
Sorgen bereitete den Initiatoren der Restaurierung auch der offizielle Status der Verantwortlichkeit für die Mühle Bohle. Wurden die Zielsetzungen der Mühlenrestaurierung mit dem verantwortlichen Vorsitzenden des Heimatverein Wersen e.V. besprochen, und die entsprechenden Anträge von diesem gezeichnet, wurde zunehmend deutlich, dass die Restaurierungsförderung sehr wahrscheinlich wird. Nach reiflicher Überlegung hat die Führung des Heimatvereins der Eigentümerin der Mühle mitgeteilt, dass der Heimatverein eine weitere Restaurierung der Mühle nicht mehr vornehmen wolle. Diese Tendenz war bereits seit einigen Jahren im Engagement für die Mühle erkennbar. Da die Entwicklung der Mühle mit der Wiederherstellung des Wasserantriebes jedoch eine Grundvoraussetzung des Nutzungsvertrags darstellte, wurde zwischen dem Heimatverein und der Eigentümerin Einvernehmen erzielt, den Nutzungsvertrag zu beenden. Erfreulich, dass
seinerzeit die Mühle in Wersen bei vielen Menschen auch schon im öffentlichen Interesse stand und für die Gründung des Ver-eins Mühle Bohle e.V. schnell eine ausreichende Anzahl ak-tiver und passiver Mitglieder gefunden werden konnte. 49 Gründungsmitglieder waren an diesem Abend in der Mühle anwesend. Die Gründungsversammlung wurde vom Bürgermeister der Gemeinde Lotte, Rainer Lammers ge-leitet. Die von Christian Thies erarbeitete Vereinssatzung wurde einstimmig verabschiedet. Als Vorstandsmitglieder wurden gewählt: Werner Schwentker, Vorsitzender, Chris-tian Thies, 2. Vorsitzender, Dieter Colombet, Schriftführer und Wilhelm Melcher als Kassenwart.
Maßnahmenumsetzung
Vordringliches Ziel des neuen Vorstandes war es nun, die Förderungen für Mühle Bohle e.V. sicher zu stellen und mit den Restaurierungsarbeiten baldmöglichst zu beginnen.
Der erste Zuwendungsbescheid der Bezirksregierung Münster ging für die Restaurierung der Dreibogenbrücke am 05.Sept. 2012 ein. Somit stand der ersten Beauftragung nichts mehr im Wege.
Erfreulich, dass die Fa. Pätzke auf unsere Anforderung so kurzfristig reagieren konnte. Ohne Unterbrechung wurden die Arbeiten in 6 Wochen durchgeführt. Termingerecht konnte die Schlussrechnung bei den Förderstellen vorge-legt werden.
Die Sanierung der Stauanlage wurde schon Anfang August 2012 in Angriff genommen. Entsprechend der bereits seit den 80iger Jahren bei der Unteren Wasserbehörde des Kreises Steinfurt vorliegenden Planung, sollte das Radhaus im oberen Bereich geöffnet werden, so dass das Wasserrad sichtbar wird. Diese Maßnahme hat der Mühlenverein in Eigenleistung übernommen. Dass dies keine leichte Auf-gabe war, wurde bereits sehr schnell erkennbar, als die Au-ßenmauer des Radhauses durch Arbeiten am Wehr bereits instabil wurde. Nach der Zustimmung der Bez. Reg. zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn für die Ölmühle, zu dem formal auch die
Abb. 24: Umbau des Radhauses an der Alten Mühle. / Foto: WS
Abb. 25: Sanierung der Dreibogenbrücke durch die Fa. Paetzke aus Hörstel. / Foto: WS
Arbeiten die zur Erneuerung des Wasserrades, der Transmissionswelle und des Radhauses gehörten, konnte die Wand durch eine Mauerverstärkung stabilisiert werden. Wesentlicher Punkt dieses Gewerks waren jedoch die Mühlenantriebstechnik mit dem Rad, den Transmissionsachsen und Lagern, der Übertragungswellen und der Radanlage. Der Zeitraum von der Ausschreibung bis zur bevorstehenden Auftragsvergabe konnte durch Besichtigung der Leistung der anbietenden Unternehmen bei verschiedenen Mühlen gut genutzt werden. Letztlich reifte die Erkenntnis, dass die Mühle Bohle eine recht große Mühlenanlage im Vergleich zu anderen Restaurierungsobjekten ist. Hier ist neben der vorhandenen handwerklichen Kompetenz eines Kleinbetriebes auch eine personelle Leistungsfähigkeit des Unternehmens notwendig, um den Auf-trag auch im zeitlichen Rahmen der Bewilligungen sowie auch in kaufmännischer Sicht abwickeln zu können. Nach den geführten Gesprächen und der Besichtigung etlicher Referenzprojekte erschien die Fa. Groot Wesseldijk aus Lochem in den Niederlanden als die Firma mit der höchsten Kompetenz und Erfahrung.
Am 19.06.2013 besuchte deshalb der Vorstand des Mühlenvereins die Fa. Groot Wesseldijk in Lochem zur Unterzeichnung des Vertrages. Fast wäre es schiefgegangen. Geschäftsführer Jost Gevering erläuterte uns, dass die Firma für 2013 bereits ausgelastet sei. Letztlich haben unsere Argumente wohl doch überzeugt. Die Ausführung der Leistungen wurde unmittelbar gestartet. Das Wasserrad, die Welle und die Lager wurden im Betrieb von Groot Wesseldijk in Lochem im August/September vorgefertigt.
Abb. 26: Fertig restaurierte Dreibogenbogenbrücke – Foto. Firma Pätzke
Die Baumaßnahmen an der Transmissionswelle und deren Haltesteg erfolgten im September vor Ort. Die Montage der Wasserradwelle und der Aufbau des Rades begannen ab dem 12. Sept. 2013. Abschließend wurde die Mühlentechnik aufbereitet. Leider wurde hier festgestellt, dass die Hauptradlager in einem deutlich schlechteren Zustand waren, als in der Angebotsphase angenommen. Zwei von drei Walzenlagern waren vollständig ausgelaufen und mussten mit hohem Aufwand erneuert werden. Dies bedeutet, die Lager müssen demontiert werden, in der Werkstatt ausgedreht und fehlendes Material als Lagerschale wieder auf-gebracht werden. Hierzu musste zunächst eine für das Lager spezielle Gießform hergestellt werden, in die die Weißmetalllegierung gegossen werden konnte. Trotz des unvorhergesehenen Aufwandes konnte Mühle Bohle froh sein,
Abb. 27: Fertigung des Wasserrades bei Groot Wesseldijk in Lochem. / Foto: WS
froh sein, dass Groot Wesseldijk einen mit dieser alten Technik noch vertrauten Spezialisten hat. Übrigens: Toni Moes betreibt in Lettele bei Deventer eine eigene Mühle. In seinem Shop kann man selbst gemahlenes Mehl und gebackenes Brot bekommen. Die Wiederherstellung der Transmissionen und der Lager war sehr aufwendig. Ziel war es, alle Transmissionen mit Wasserkraft zu versorgen. Der Anschluss der einzelnen Maschinen war zunächst nicht das vordringliche Ziel. Hierzu wurde eine Übersicht aller in der Mühle befindlichen Transmissionen mit den Riemenscheiben und Zahnrädern sowie den Anschlüssen zu den Maschinen erstellt.
Abb. 30: Technikspezialist Toni Moers stellt das Lager der Wasserradachse ein. / Foto: WS
Die Erstellung des Ausstellungs- und Versammlungsraumes, bzw. des Klassenraums für den Lernort begann im Juli 2013 mit der Auftragsvergabe für die Tischlergewerke. Formal waren Treppen mit einem 180° Winkel als Podest vorgesehen. Im Rahmen einer örtlichen Abstimmung im August 2013 wurde uns vom Tischler Dresselhaus klargemacht, dass eine gut gebaute Wendeltreppe weniger Platz in Anspruch nähme und besser begehbar sei. Da seitens des Denkmalschutzes hier keine Bedenken vorgebracht wurden und die beiden Bauarten kostenneutral angeboten wurden, fiel die Entscheidung für die 180° Wendeltreppe. Erste Vorbereitungen waren die Demontage der historischen Treppenanlagen. Eine ehemalige Geschosstreppe wurde in der alten Mühle als historischer Nachweis, aber auch als Zugangstreppe zum Boden, eingebaut. Hier gab es bis dahin nur eine einfache Holzleiter.
Die neuen massiven Eichentreppen wurden auf der NC- Säge in der Tischlerei Dresselhaus hergestellt und am 24.09.13 in der Mühle eingebaut. Eine gute Wahl, sowohl das Material, die Verarbeitung als auch die Begehbarkeit der Treppe.
Als zweiter Auftrag für den Tischler war die Herstellung eines begehbaren klimatisierten Schrankes, der im Raum oberhalb des Sägewerkes eingebaut wurde. Im Weiteren mussten im Rahmen dieses Gewerks auch Stühle und Ti-sche geliefert werden. Auch diese sind sowohl von der Funktion, der Stabilität sowie Form und Material sehr gut geeignet.
Dank eines Sponsorings des RWE und der Unterstützung durch den Lieferanten der Elektro-Komponenten, der Fa. Tröbs konnte die gesamte Elektroanlage der Mühle erneuert werden. Vorbild für die Erneuerung waren historische Bauteile. Zur Gewährleistung der elektrotechnischen Sicherheit wurden jedoch handelsübliche Materialien genommen, die schwarz eingefärbt wurden. Als Installationsrohre wurden schwarze Metallrohre verwendet.
Einweihung am 30.04.2014
Die Mühle Bohle wurde in den Jahren 2012 und 2013 mit Unterstützung der Bezirksregierung Münster, des Landes NRW, des Kreises Steinfurt, der NRW Stiftung und der Gemeinde Lotte durch den Trägerverein Mühle Bohle e.V. restauriert. Am 30.04.2014 wurde die renovierte Mühle Bohle in einer Feierstunde den Sponsoren und unseren Vereinsmitgliedern vorgestellt. Grußworte zu dieser Veranstaltung haben der Landrat des Kreises Steinfurt, der Bürgermeister der Gemeinde Lotte, die Bezirksregierung Münster, die Nordrhein Westfalen Stiftung, die Bohnenkamp Stiftung und der Mühlenbauer Groot Wesseldijk gehalten.
Abb. E1: Schulorchester der Realschule Westerkappeln / Foto: WS
Abb. E3: Jos Gevering Mühlenbau Groot Wesseldijk, Karin Geißler Bez.-Reg Münster, Rainer Lammers BM Lotte, Thomas Kubendorff Landrat Kreis Steinfurt, Bernhard Hembrock stv. Landrat Kreis Steinfurt / Foto: WS
Abb. E2: / Gespräche mit unseren Gästen Christian Höbel LWL Denkmalschutz, Dr. Markus Pieper EU Abgeordneter, Thomas Niemeyer (NOZ) Foto: WS
Abb. E4: Mühlenvereinsmitglieder unter sich: Bürgermeister Rainer Lammers, Anja Karliczek Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Werner Schwentker Vorsitzender MB e.V. / Foto: WS