Geschichte des Ortes Wersen

Das Kirchspiel Wersen entstand um die Mitte des 12. Jahrhunderts aus den Bauernschaften Halen, Büren und der Kirchsiedlung Wersen. Ursprünglich als rein bäuerlich ausgeprägte Streusiedlung entstanden, liegt das Dorf an dem Flüsschen Düte. Noch im Gemeindegebiet mündet die Düte in die Hase, die hier schon seit Jahrhunderten nicht nur eine Gemeindegrenze, sondern auch die Landesgrenze ist. Zunächst lag Wersen an der Grenze zwischen dem Bistum Osnabrück und der Grafschaft Tecklenburg, dann zwischen Hannover und Preußen, heute stoßen hier die Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen aneinander. Hase und Düte änderten hier immer wieder ihren Verlauf und bestimmten mit ihren Überschwemmungsgebieten das alltägliche Leben der Menschen in der Gemeinde. In einem Land ohne größere Gewässer galten Hase und Düte den Einwohnern als Fluss. Der Wersener Pastor Rump beschreibt in seinem Buch: „Des Heil. Röm. Reichs uhralte hochlöbliche Graffschafft Tekelenburg“ (1672) die Lage folgendermaßen: „Das Kerspel Wersen gleichsam ist eine Insel / an der einen Seiten von den Dühte Fluss / an der andern aber von der Hase fest vor Zeiten die umflossen […] durch welche Gelegenheit ohne Zweiffel die Kupffermühle / Item die vortreffliche Kornmühle (Tüchter) / Item die Ohlye Mühle (Borgmann) / Item die Bocke- und Walckemühle (Bohle) / (so respektive Anno 1669. und 70. mit ungläublichen Kosten Kosten und schwehrer Arbeit des gantzen Land-Volcks renoviret und sehr verbessert) dahm geleget worden“. Die Kupfermühle war anscheinend schon verschwunden, die anderen drei Mühlen waren aber für den Ort von entscheidender wirtschaftlicher Bedeutung. In der Grafschaft Tecklenburg waren sie die einzigen Wassermühlen, die ganzjährig betrieben werden konnten.
So musste bei länger anhaltender Trockenheit sogar das Getreide für die gräfliche Hofhaltung in Tecklenburg in Wersen gemahlen werden. Die Grenze zwischen Osnabrück und Tecklenburg war von so entscheidender Wichtigkeit, dass man schon 1379 mit dem Bau einer Landwehr begann.

Abb. 7: Veröffentlichung von Rumpius 1672

Die beiden ältesten erhaltenen Namensformen sind Werisun (11. Jh.) und Wersene (1150), danach erscheint nur noch die heute gebräuchliche Namensform Wersen in den Urkunden. Die Bedeutung des Wortes müsste „Siedlung am Flussufer oder auf der Flussinsel sein“

1100

1150

1207

nach 1207

1707

1729

1806

1813

1816

Kloster Corvey hat Einkünfte aus Wersen (Grundherr) Wersen wird in einem Einkünfte-Register genannt

Der Graf von Tecklenburg schenkt den Amtshof Wersen an die Osnabrücker Kirche

Die Ravensburger verlieren das Kirchspiel an den   Grafen von Tecklenburg

Wechselnde Besitzer: Die Grafen von Tecklenburg, Die Bischöfe von Münster,
Die Osnabrücker  Bischöfe

Graf zu Solms-Braunfels verkauft die Rechtsansprüche für 250 000 Taler an die Krone Preußens. Tecklenburg wird preußisch

Tecklenburg fällt endgültig an Preußen

Tecklenburg gehört zum französischen Kaiserreich, Königreich Westfalen –Emsdepartement –   Arrondissement Lingen – Kanton Tecklenburg – Mairie Lotte/Wersen

Tecklenburg fällt nach den Befreiungskriegen (1813-15) wieder an Preußen

Bildung des neuen Landkreises Tecklenburg aus der alten Grafschaft Tecklenburg  der alten Obergrafschaft Lingen und Teilen des ehemaligen Hochstiftes Münster

Abb 8: Mühle 1977 / Foto Wolfgang Johannimann

1831 wird die Mühlenanlage umgebaut zu einer für das Münsterland und dem Tecklenburger Raum typischen Doppel-Mühlenanlage. Die ehemalige Bokemühle wird durch eine Kornmühle ersetzt. Um die rasch wachsende Bevölkerung besser ernähren zu können, wurden auch in der Bauernschaft Wersen Kartoffeln, Roggen, Gerste, Hafer und Buchweizen verstärkt angebaut. Man brauchte deshalb diese weitere Kornmühle. Der Fettbedarf stieg ebenfalls und so ersetzte man die Walkemühle durch eine Ölmühle, um sich ein zweites Standbein zu schaffen. Öl wurde aus Raps, Rübsamen, Lein und in guten Jahren aus Bucheckern gewonnen.

Die heutige Getreidemühle stammt – baulich gesehen – teilweise aus dem Jahre 1906. Sie wurde an gleicher Stelle wie die erste Kornmühle errichtet. Erbauer war der Müller Hermann Heinrich Bohle.

Sie war ursprünglich 2-geschossig, vollständig aus Kalkbruchstein mit einem aufgesetzten Drempelgeschoss. Das Dach war seinerzeit als Satteldach ausgeführt. Die Mühle hatte 3 Mahlgänge. 1920 wird die Stauanlage erneuert.

 Am 5. März 1931 brannte die Mühle bis auf die Umfassungsmauern nieder. Im Rahmen des Wiederaufbaues der Mühle wurde in die unteren beiden Geschosse eine Stahlbetondecke mit den deutlich sichtbaren Unterzügen eingebaut. Ansonsten behielt die Mühle ihr äußeres Aussehen.  1946 wird das Mühlengebäude um ein Stockwerk erweitert. Grund war der Einbau eines Walzenstuhls und das Aufstellen eines Plansichters, was natürlich räumlichen Mehrbedarf erforderte.

Das Satteldach wird in ein Walmdach verändert. Entgegen des ursprünglichen Bruchsteinmaterials wird die Ergänzung deutlich sichtbar mit Ziegelmauerwerk durchgeführt. Der Betrieb der Getreidemühle wurde im Jahre 1968 eingestellt

Die Mühle Bohle ist die einzige, heute noch erhaltene Wassermühle im ehemaligen Mühlendorf Wersen. Sie liegt am Unterlauf der Düte ca. 500 m östlich des Siedlungsschwerpunktes des Ortsteils Wersen der Gemeinde Lotte. Ihre Ursprünge hat die Mühle in einer ehemaligen Kupfer- Walke- und Bokemühle.  Die Kupfermühle existiert seit langem nicht mehr, auch Boke- und Walkemühle sind durch andere Funktionsmühlen ersetzt worden.

Abb9: Mühlenanlage 1968 / Foto Privatarchiv Schwentker

Die Mühlenanlage besteht heute aus den linksseitig liegenden Gebäuden der Getreide- und Sägemühle, dazu das Wohnhaus mit dem ehemaligen Wirtschaftstrakt.

Rechts der Düte liegt ein altes Mühlengebäude, das ehemals als Walke – und später dann als Ölmühle diente. Ein altes Backhaus (Backes) ist aufwärts des Weges gelegen. Zwischen den beiden Mühlengebäuden liegt die Wehranlage mit dreibogiger Kalksandstein-Brücke von 1842.

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